Immerath ist ein tieftrauriger Ort. In weniger als einem Jahr wird seine fast 900-jährige Geschichte beendet sein. Dann werden die Braunkohlebagger dort angekommen sein, wo heute noch etwa 2-3 Dutzend Einwohner ausharren und vielleicht immer noch hoffen, das alles anders kommt. Einst hatte der Ort in der Spitze etwas über 1500 Einwohner. Ein kleiner Ort mit einer dafür auffallend großen neuromanischen Basilika, die bereits am 13. Oktober 2013 entwidmet wurde und seither auf ihren Abriss wartet.
Nicht nur die meisten Einwohner haben den Ort bereits verlassen. Auch die meisten Toten des am Ortsrandes liegenden Friedhofes wurden bereits umgebettet. Mit Argusaugen wacht die Stadt Erkelenz darüber, dass die verbliebenen Gräber gemäß Friedhofsordnung auch ja gepflegt werden. Bei Verstößen werden knallgelbe Aufkleber auf die Grabsteine der betreffenden Gräber geklebt, um die Angehörigen aufs Rathaus zu zitieren.
Bedrückend und faszinierend zugleich empfand ich meinen Ausflug dort hin. Bedrückend, wenn man an die Bewohner des Ortes denkt und sich versucht, in deren Situation zu versetzen. Faszinierend, weil es vollkommen surreal erscheint, ein Ort mitten in Deutschland, menschen- und autoleer und alle Fenster und Türen der leerstehenden Häuser verbarrikadiert. Für Fotografen ein Traum. Für die Bewohner ein Alptraum.